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© Unsplash/Todd Trapani

Haare: Wie schnell sie wachsen und andere Fakten

Wie viele Haare hat ein Mensch? Warum werden wir im Alter grau? Und wie schnell wachsen eigentlich Haare? 10 Fragen und überraschende Antworten rund um den Schopf.

Haare sind nicht irgendetwas, auch wenn sie laut der Biologie nur „fadenförmige Horngebilde“ sind. Unser Schopf spielt für die meisten von uns eine große Rolle: Wir lassen unsere Haare regelmäßig schneiden, pflegen sie beim Haarewaschen bestmöglich, färben oder tönen sie …

Doch dafür, dass wir unseren Haaren soviel Bedeutung beimessen, wissen die meisten recht wenig über sie. Ein Grund für uns, im Buch von Gerhard Staguhn „Und ewig lockt das Haar“ zu blättern – um etwa herauszufinden, wie schnell Haare wachsen.

Apropos fadenförmiges Gebilde: Haare wachsen zwar in der Haut bzw. ihr heraus, aber ein wirklicher Teil von ihr sind sie nicht: Sie wurzeln nur in der Haut. Deshalb lassen sie sich auch mitsamt Wurzel herausziehen.

Wer noch mehr in die Tiefe gehen will will, lässt sich den Aufbau von Haaren durch Experte Staguhn so erklären: „Die harte Struktur des aus der Haut ragenden Haarschafts entspringt einer grubenförmigen Einsenkung der Oberhaut. Sie wird dort unter dem Einfluss bestimmter Zellen des Bindegewebes produziert. In dieser Einsenkung der Oberhaut steckt die Haarwurzel, die sich an ihrem Ende zu einer Art Haarzwiebel verdickt, die wiederum aus teilungsfähigen Haarzellen besteht.“

Auf dem Weg nach draußen auf die Kopfhaut sterben die Haarzellen dann ab und verhornen. Staguhn betont allerdings: „Der aus der Haut ragende Teil ist mehr als nur ein einfacher Hornfaden; er besitzt eine innere Struktur aus sogenanntem Haarmark, das sich aus unvollständig verhornten Haarzellen zusammensetzt.“

So weit, so komplex, doch jetzt kommen spannende Fragen rund ums Haarwachstum & mehr:

10 Fakten über Haare

1. Wie schnell wachsen Haare?

Das hängt vom Alter, Hormonstatus und von psychischer und körperlicher Belastung ab. Aber: Im Schnitt wachsen unsere Haare pro Tag circa einen 0,3 bis 0,5 Millimeter. Das macht pro Monat zwischen einem und eineinhalb Zentimeter Haarwachstum.

Allerdings wachsen Haare nicht endlos vor sich hin. Experte Staguhn schreibt in seinem Buch: „Ist sein Wachstum beendet, wobei es beim Menschen große individuelle Unterschiede bei der maximal zu erreichenden Haarlänge gibt, so löst sich das Haar unter Verdickung seines unteren Endes von der Papille ab. Nach einer gewissen Ruhezeit bringt diese ein neues Haar hervor, das im selben Kanal aus der Kopfhaut zu wachsen beginnt. Dabei schiebt es das alte Haar nach oben, bis dieses ausfällt.

Auf diese Art und Weise kommt es bei jedem von uns zu einem ganz normalen Haarausfall von 100 Kopfhaaren pro Tag.

2. Wie wachsen Haare schneller?

Diese Frage beschäftigt seit jeher die Menschheit. Daher gibt es eine Unzahl an Kräutern, Tinkturen und Salben, die das Haarwachstum angeblich anregen. Spürbar beschleunigt wurde bis dato jedoch nichts. Trotzdem sollten wir die Kopfhaut gut versorgen. Denn nur eine mit Nährstoffen gut versorgte Haarwurzel kann langes, gesundes Haar produzieren.

Koffeinhaltige Substanzen regen immerhin die Blutzirkulation an, und ein gesunder Lebensstil bewirkt oft mehr als jedes Wunderwässerchen. Nahrung, die reich an den Vitaminen H (Biotin) und A, Silizium, Folsäure und Eisen ist, sorgt auf jeden Fall für gesundes Haarwachstum. Ebenso wie die tägliche Kopfmassage mit Fingern oder Bürste, die ebenfalls die Durchblutung anregt. Schneller wächst deshalb allerdings nichts.

3.  Warum werden Haare grau?

Eins vorab: Haare werden nicht grau, sie erscheinen nur so. Denn korrekt betrachtet werden Haare ausschließlich weiß. Warum sie grau wirken? Der Eindruck entsteht durch die Mischung aus weißen und noch voll pigmentierten Haaren.

Die Frage sollte also nicht lauten: Warum werden Haare grau? Sondern: Warum werden Haare weiß?

Wann Haare weiß werden, ist genetisch festgelegt. Die Farbe in den Haaren erzeugen Pigmente, sogenannte Melanine. Produziert werden sie von Zellen, die in den Haarwurzeln sitzen. Im Laufe des natürlichen Alterungsprozesses lässt die Melaninproduktion nach, bis sie irgendwann ganz eingestellt wird. Jedes Haar hat eine Art Pigment-Lebenszeituhr, die bestimmt, wie lange der Haarfarbstoff produziert wird.

An der Stelle eines weißen Haares wird deshalb immer ein weiteres weißes Haar nachwachsen. Ausreißen bringt also – leider – nichts.

4. Wie viele Menschen färben sich die Haare?

Die Natur ist unerbittlich. Das Ergrauen der Haare setzt bei vielen Menschen bereits zur Lebensmitte – oder sogar noch früher – ein. Ohne Haarfärbemittel wäre es offensichtlich, wie überaltert die westliche Gesellschaft bereits ist.

Wenig überraschend: Frauen greifen deutlich häufiger zum Haarfärbemittel als Männer – laut Umfragen färben rund 73 Prozent Frauen ihre Haare, aber nur 10 Prozent der Männer.

Gerhard Staguhn malt sich aus, wie es wäre, wenn „sich das menschliche Haar im Alter nicht grau oder weiß färben würde, sondern rosa, lindgrün oder türkisblau. Mit solchen natürlichen Alters-Haarfarben hätte wohl kaum eine Frau ein Problem. „Doch leider werden wir am Ende alle nur – weiß. Siehe oben.

5. Wie viele Haare hat ein Mensch?

Insgesamt hat der Mensch zwischen 300.000 und 500.000 Haare auf seinem Körper. Davon entfallen rund 25 Prozent auf die Kopfhaare. Im Schnitt haben Erwachsene zwischen 80.000 bis 150.000 Haare auf dem Kopf.

Wie viele Haare jeder einzelne hat, ist allerdings eine höchst individuelle Angelegenheit. Und es ist von der Haarfarbe abhängig, weiß Gerhard Staguhn: „Blonde haben etwa 150.000 Haare auf dem Kopf, Schwarzhaarige etwa 110.000, Braunhaarige etwa 100.000 und Rothaarige nur etwa 80.000. Rotes Haar ist dafür aber besonders kräftig.“

6.     Wieso gibt es so wenig Blonde auf der Welt?

Äh … wieso: Blondschöpfe, blonde Strähnchen– ob mit Balayage oder Ombre-Technik – sehen wir doch überall? Nun ja: Die Mehrzahl der Blondinen auf unserer Welt trägt nicht ihre Naturhaarfarbe auf dem Kopf. Und das liegt an den Genen.

Experte Staguhn: „In der Gesamtbevölkerung der Erde ist schwarzes und braunes Haar vorherrschend. Nur etwa vier Prozent der Weltbevölkerung sind blond oder rothaarig. Das führt dazu, dass diese sowieso schon seltenen Haarfarben noch seltener werden. Denn die Gene für blondes oder rotes Haar werden rezessiv vererbt.“

Warum weltweit mehr Menschen dunkles Haar haben? Weil das Haar des ursprünglich in Ostafrika beheimateten Homo sapiens dunkel war – und eben den Vorteil hatte, nicht rezessiv, sondern dominant vererbt zu werden.

7.     Wieso haben wir mehr Kopfhaare als Beinbehehaarung?

Rund 85 Prozent unseres Kopfhaars befindet sich stets in der Wachstumsphase, circa 15 Prozent haben dann Ruhephase. Umgekehrt ist es bei den Haaren auf den Beinen: Dort sind nur rund 20 Prozent der Haare in der Wachstumsphase, während sich etwa 80 Prozent quasi ausruhen. Das ist auch der Grund, warum Menschen für gewöhnlich deutlich mehr Haare auf dem Kopf haben als an den Beinen (zum Glück, wir sagen nur: Brazilian Waxing!)

8.     Warum haben fast alle Babys irgendwann eine Glatze?

Wenn ein Baby im Bauch heranwächst, ist das Wachstum der Haare synchron. Das bedeutet: Alle Haare erscheinen und verschwinden gleichzeitig. Der Wechsel zum zyklischen Haarwuchs findet um den dritten Lebensmonat statt. Dann taucht bei Neugeborenen die typische Säuglingsglatze am Hinterkopf auf. Bis zum vollendeten ersten Lebensjahr hat sich das zyklische Haarwachstum eingependelt.

9.     Weshalb bekommen Männer eine Glatze?

Das liegt am „Kopfhaar-Killer Testosteron“, sagt Staguhn. Haben Männer zu viel vom männlichen Sexualhormon Testosteron, bekommen sie eine Glatze. Männer mit vollem Haar hingegen haben einen leichten Überschuss des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Beim Bartwuchs ist es genau umgekehrt: Viel Testosteron verstärkt den Bartwuchs. Allerdings weiß man bis heute nicht, wieso – also warum eine „hohe Testosteron-Rate auf Männerköpfen Haarausfall verursacht, während sie gleichzeitig den Bartwuchs verstärkt.“

Übrigens: Rund drei Viertel der Männer leiden im Laufe ihres Lebens unter Haarausfall – je nach Alter: „Mit 40 sind es etwa 40 Prozent der Männer, mit 60 dann mehr als 60 Prozent.“ Kleiner Trost: Beginnt bei Männern der Haarausfall erst um den 30. Geburtstag herum, bekommen sie zumeist keine vollständige Glatze!

10.     Warum stellen sich unsere Haare bei Angst auf?

Warum bekommen wir Gänsehaut, wenn es kalt ist oder wir Angst haben? Das hängt mit der Evolution zusammen: Unsere Urahnen hatten noch ein Fell. Das Aufrichten der vielen Haare sorgte für Wärme und ließ uns zudem größer erscheinen, für den Fall eines Angriffs. Damals ganz schön praktisch, heute überflüssig. Aufrichten tut sich unser Haar beim klaassischen Gänsehautfrösteln dank eines winzigen Muskels, dem Haarbalgmuskel.

Übrigens: „Homo sapiens hatte nie ein Fell, und somit kann es ihm auch nicht abhandengekommen sein“, schreibt Autor Staguhn. Es waren frühere Formen der Gattung Mensch wie der Homo habilis, die wohl noch stark behaart waren. Über Millionen von Jahren verloren die Frühmenschen ihr Fell, wahrscheinlich deshalb, weil sie die offene, baumarme Savanne besiedelten – und in diesem Lebensraum ein Fell einfach zu heiß gewesen wäre.